Frage des Monats vom November 2012
? Mein Kind hat Epilepsie. Was gibt es im Schulalter zu bedenken und wo bekomme ich Hilfe ?

Bernhard Brunst Bernhard Brunst, Epilepsiefachberater

Die meisten Kinder mit Epilepsien können die Anforderungen der Regelschule gut erfüllen. Dennoch ist unter epilepsiekranken Kindern das Risiko für schulische Leistungsprobleme erhöht. Leistungs- und Verhaltensprobleme können beispiels-weise durch Funktionsstörungen und Schädigungen des Gehirns sowie Neben-wirkungen von Medikamenten entstehen.

Andere Gründe können die erschwerten Entwicklungsbedingungen und besonderen psychosozialen Belastungen infolge der chronischen Erkrankung sein. Auf folgendes sollten Sie achten: Wichtig ist eine frühzeitige (neuro-) psychologische Diagnostik und psychosoziale Beratung. Diese kann die Ursachen für die Entwicklungsschwierigkeiten abklären, geeignete Hilfsmaßnahmen einleiten und die passende Schulform empfehlen. Braucht das Kind beim Lernen und in seiner Entwicklung besondere schulische Hilfen (z.B. Nachteils-ausgleiche bei Teilleistungstörungen), können diese über die Schulleitung beantragt werden. Abhängig von den schulischen Möglichkeiten vor Ort wird dann überprüft, welche Schule (Körperbehinderten- Förder- oder Regelschule) das Kind bestmöglich fördern kann.

Seit 2009 haben alle hessischen Schülerinnen und Schüler das Recht, eine allgemeine Regelschule zu besuchen, auch wenn sie dabei mehr Unterstützung brauchen (Inklusion). Doch leider steht dieses Recht im hessischen Schulgesetz noch unter "Ressourcenvorbehalt": Es muss nicht eingelöst werden, wenn entsprechendes Personal, Räume und Ausstattung fehlen. Zeigt das Kind Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme, sollte eine therapeutische Behandlung bei einem Psychotherapeuten, der auf Kinder- und Jugendliche spezialisiert und mit der Epilepsie vertraut ist, in Erwägung gezogen werden. Gegebenenfalls helfen auch die örtlichen Erziehungsberatungsstellen, der Schulpsychologe/Sozialarbeiter oder eine Epilepsieberatungsstelle weiter.

Hilfreiche Quellen:

Epilepsie bei Schulkindern, Ritva A. Sälke-Kellermann, Schriften über Epilepsie Band IV, Stiftung Michael 2009

Soziale Hilfen für epilepsiekranke Kinder, Jugendliche und deren Eltern, Ingrid Coban und Anne Hauser, Schriften über Epilepsie Band II, Stiftung Michael 2011

Epilepsien eine pädagogische Herausforderung für jede Schule?! Bayrische Lehrerakademie für Lehrerfortbildung und Personalführung und Landesverband Epilepsie Bayern e.V. www.epilepsie-lehrerpaket.de

epiKurier Sonderausgabe Epilepsie und Schule, Epilepsie Bundes-Elternverband e.V. 42111 Wuppertal 2009, www.epilepsie-elternverband.de

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